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Dienstag, 8. September 2009

Kapitel 2 : Der Büchereibesuch

Der Name des Autors, wollte und wollte ihm nicht einfallen.
„Wie hiess der denn?“ grübelte Peterchen. „Gemi, Gümü, Gemisch? Es klang irgendwie, wie Gemischtzeug“ murmelte er vor sich hin. Er kam nicht drauf. Da fiel ihm ein, das man auch den Buchtitel aufschreiben konnte. Jedoch hatte er den ganzen Titel vergessen. Was er wusste war, dass er Peterchens irgendwas hiess. Ein Buch, das seinen Namen trug, musste er unbedingt lesen. Wenn es komisch war, um so besser.
So tippte er „Peterchens...“ ein und wartete.
Der Computer spuckte zwei Titel aus. Er betrachtete die zwei Buchnamen genauer. Das eine Buch kannte er, das zweite nicht. Also musste dieser wohl der sein, den Emil so gelobt hatte. Auch Ullah schwärmte davon. „Fabelhaft“, hatte sie über das Buch gesagt und „Faszinierend“ gab Emil seine Meinung kund. Sie meinten es sei bezaubernd und originell, etwas anderes als sonst halt, im Einerlei der Bücher, die sie so lasen.
Er nahm einen Zettel und notierte sich >GUE 1.a<. Dann stand er auf und hopste nach unten. Dort stellte er sich vor einen Regal mit den Anfangszahlen Eins hin. Und ging mit den Augen, über die Ettiketten auf den Buchrückwänden. Er suchte die Aufschrifft >GUE<. Als er es fand, nahm er das Buch heraus, las den Titel: "Peterchens Märchenfahrt" und fing an, drinnen zu blättern.
Er las hier, er las da, blätterte vor und zurück, dann sagte er:
„Versteh ich nicht.“ Er las die Stelle nochmals.
„Komisch, ich versteh gar nichts. Was fanden Emil und Ullah denn so witzig in dem Buch. Es ist weder märchenhaft bezaubernd, noch falbelhaft originell. Ich find’s nur komisch.“
Er blätterte, las, schaute sich die Bilder an und runzelte die Stirn:
„Das sind aber merkwürdige Zeichnungen.“
Was er da sah, gefiel ihm gar nicht. Er blätterte weiter in der Hoffnung, etwas Interessantes zu finden und blieb bei einem anderen Bild stehen.
„Was ist denn das? Das gefällt mir nun gar nicht!“ Er schaute genauer in die aufgeschlagene Seite, auf dem die Bilder ganz einfach gezeichnet waren. Er erkannte da einen Bären im Tütü, einen fliegenden Fisch an der Leine, den ein beinloser Junge festhielt. Da waren noch andere Figuren, doch Peterchen schlug das Buch zusammen und stellte ihn wieder in den Regal zurück:
„Ne, das Buch nehm’ ich nicht. Die Bilder sind ja nur so hingekrakelt, die Figuren sind total blöd. Ein Bär in einem mini Rock, wie bescheuert. Genauso bescheuert ist sicher das Buch.“
Der Blondschopf war ziemlich enttäuscht und wunderte sich, warum Emil und Ullah ihm das Buch so sehr ans Herz gelegt hatten. Da er nun mal da war und nicht ohne ein Buch nach Hause gehen wollte, ließ er seine Augen, über die Buchrückbände gleiten.
Er bemerkte mehrere Regalreihen fein säuberlich aufeinander abgestimmte dicke Bücher. Da waren auch dünnbändige Folgen; einige Buchreihen waren mit dünnen und dicken durcheinander.

"Das sieht aber chaotisch aus", dachte er, als er die unschön hintereinandergequetschten Bücher betrachtete.
Die Bände, die gleichfarbig und gleichdick eine Reihe bildeten gefielen ihm mehr. Er schaute sie sich genauer an:
„-- Mmmh? Sind alle von Enid Blyton. Hat die aber viel geschrieben!“ Er ließ seine Augen weiter über die Bände gleiten, bis sein Blick auf einem, von der Menge herausragendes Buch, haften blieb:
„--- Oh! der hier! Der hat aber einen tollen Einband!" Er zog das Buch raus.
"So schön!" raunte Peterchen und ging begeistert mit der Hand über das glänzende Coverbild. „Und so dick ist er!“
Er wog es. Das Buch war unhandlich groß und schwer. Doch das Titelbild hatte es ihm angetan. Mit großen Augen blätterte er es auf.
"Die Seiten sind strahlendweiß und die Bilder sind toll! Ja so müssen Bilder aussehen."
Sein Gesicht strahlte. Er blätterte zum Anfang des Buches und blieb bei dem Inhaltsverzeichnis stehen. Sein Blick fiel gleich auf das Märchen >der gestiefelte Kater<.
"Oh! Der gestiefelte Kater!" entfuhr es Peterchen. "Den nehm’ ich!"
Ohne lange zu überlegen klemmte er sich das Buch unter den Arm.
„Jetzt aber schnell zur Ausleihe!“ und tat zwei Schritte in Richtung Treppe. Da fiel sein Blick auf eine Zeichnung. Es war das Deckelbild von einem kleinen Buch. Dieser war oben in einem Regal mit anderen Büchern aufgestellt worden. Er blieb stehen und starrte dieses Büchlein von Weitem an. Wie magisch angezogen ging Peterchen zu ihm und nahm es in die Hand.
"Alice im Wunderland" las er den Titel, schlug auf und fing an, drinnen zu lesen - - -
"Ach, das ist ja lustig!“ rief Peterchen erfreut. „Das ist ja genauso, wie im Zeichentrickfilm. Ich kann mich genau daran erinnern, wie Alice im Haus steckte und so sehr wuchs, dass sie das Zimmer nicht verlassen konnte, weil sie drinnen klemmte; so gross war sie geworden. Es ist genauso beschrieben, ich kann es genau sehen. Aber das--, das hier ist irgendwie anders."
Peterchen kratzte sich am Kopf. Er las die Stelle immer wieder, aber er verstand nicht, was es bedeutete.
Es ergab keinen Sinn. Aber es klang ganz witzig. Und er las laut vor:
">In der Schule hatten wir Legen und Schreiten<
Mmmh?!! ---
Wieso legen und schreiten? Also wir haben Lesen und Schreiben gelernt. Was ist das denn für 'ne merkwürdige Schule?“
Er überflog die Seite:
„--- Achso. Es ist eine Meerschule! Ach, das ist aber witzig!“ Er grinste. „Das klingt wie Lesen und Schreiben, aber im Meer nützt das nicht, da braucht man Legen und Schreiten. Die lernen Eierlegen und wieder zurück ins Meerschreiten. Ach, wie toll!" jauchzte Peterchen, als er den Wortwitz begriff.
"Schau an! Was sie in Arithmeertik durchnehmen", fuhr er vergnügt fort. "Subversion, Attraktion und Konfusion. Und wir müssen uns mit Subtraktion, Addition und Division durchquälen. Was ist bloss Schmutzifikation. Ach so ja. Multiplikation. Ja, ja, die können sich im Dreck rumsuhlen und wir müssen rumhocken und im Papier rumkritzeln."
Peterchen schien enttäuscht, dass sie im Unterricht nicht so tolle Sachen durchnahmen wie in der MeerSchule.
"Also im Zeichentrickfilm ist mir das nicht aufgefallen. Das muss am Buch liegen. DEN leih ich mir jetzt aus.“ Peterchen schlug das Buch zusammen, klemmte es unterm Arm und schreitete zum Ausleihpoint.

Als er die Treppe nach oben nahm, kam ihm Ali entgegen.
„Moruk, da gibt es gar kein neues Spiel!" bellte er eingeschnappt. „Du hast mich angelogen!“
„Ach was!“ grinste Peterchen schadenfroh. „Doch wie ich sehe, hast du doch was gefunden.“ Ali grinste, wie ein Honigkuchenbär: „Jepp!“ und wedelte mit dem CD-Spiel freudig an seinem Ohr, als wolle er zeigen, was für einen besonderen Fang er gemacht habe.
Es war Tomb Raider. Ein Spiel, das er sich jedes Mal auslieh, wenn er in die Bücherei kam.
„Kriegst du nie genug von dem Spiel?“ fragte Peterchen
„Nö, warum denn?“ Peterchen schüttelte unverständig den Kopf.

Gemeinsam gingen sie zur Ausleihe und stellten sich an der Schlange an, die sich bei der Dame bildete, die unter dem Schild „AUSLEIHE“, die ihr gereichten Bücher mal freundlich, mal frostig einscannte. Ali drehte sich zu seinem Freund:
„Und? Was hast du da?“ Peterchen hob das Buch, damit Ali den Einband sehen konnte.
„Die Grimmschen Märchen?“
„JEPP!“ meinte Peterchen freudig, als hätte er ein Schnäppchen unter den Nagel gerissen.
„DAS hat dir Emil empfohlen!!?“ fragte Ali total verdutzt und rückte in der voranschreitenden Schlange auf.
„Nein, das nicht“ erwiderte Peterchen. „Das Buch von ihm fand ich total komisch.“
Ali wunderte sich:
„Aber, ich dachte, deshalb willst du es auch lesen.“
„Nein, es war wirklich komisch. Ganz merkwürdig.“
„Vorhin meintest du es sei lustig!“
„Ach, ich hab mich geirrt“ räumte Peterchen ein und überreichte der Frau seine Bücher zum einscannen.
Sie grüßte freundlich, scannte lächelnd die zwei Bücher und sagte auch Tschüss.
Auch Peterchen war förmlich und verabschiedete sich freundlich. Ali knallte seine CD hin, sie blickte ihn etwas schief an, verkniff sich was zu sagen und scannte pflichtbewusst.
Ali nahm das Teil und gemeinsam mit Peterchen verließen sie die Bücherei.

Nach ein Paar Schritten fragte Peterchen:
„Weißt du schon, was wir morgen machen?“
„Keine Ahnung“ erwiderte Ali. „Vielleicht ne Runde Tomb Raider“ und wedelte mit dem CD.
„Ach nee!“ wehrte Peterchen ab.
„Dann bleib Zuhause und lies deine blöden Märchen“, meinte Ali beleidigt und steckte das Teil in seine Tasche.
„Hey! Die sind gar nicht so blöd“, rechtfertigte sich Peterchen.
„Ist mir Schnuppe!“ bockte Ali.
„Kennst du überhaupt welche?“ fragte sein Freund.
„Natürlich!“
„Und welche?“
„Ich hab jetzt kein Bock, über Märchen zu reden!“
„Wie du willst“, meinte Peterchen ohne Unterton und ging nicht weiter darauf ein.

Als sie eine Weile gegangen waren, hielt es Ali nicht mehr aus und fragte:
„Du! Sag mal, Piit ...“
„Was denn?“
„Warum hast du dir das Märchenbuch ausgeliehen?“
„Das möchtest du gerne wissen, was?!“ grinste Peterchen.
Ali nickte.
„Nun, mein Vater erzählte mir vor dem Schlafengehen immer den gestiefelten Kater. Und als ich es da drinnen sah, da wollte ich es unbedingt lesen.“
„Warum?“
„Ach! Es ist so lange her. – Und ich vermisse Dad. – War halt so ein Gefühl.“
„M-mh“ Ali schaute auf den Boden.
„Also mir hat keiner eine Gutenachtgeschichte vorgelesen.“
Peterchen bot Ali an, ihm Morgenabend den gestiefelten Kater vorzulesen. Er malte sich aus, wie sein Freund vor ihm auf dem Boden liegt, das Gesicht auf den Händen, total gepackt vom Märchen. Er selbst im Schneidersitz lesend. Es wäre genauso, wie früher, als sein Papa ihm vorlas. Nur mit dem einen Unterschied, dass er nun las.
Ali nickte mit einem einseitig verzogenen Grinsen, als meine er: „Jein“ und bräuchte mehr Argumente.
„Ich wette, du träumst danach von dem Märchen!“ versuchte Peterchen, ihm das Märchen schmackhaft zu machen.
„Warum sollte ich?“ fragte Ali einfältig.
„Weil die einen einfangen und nicht loslassen?“
„Meinst du?“
„Ja! Ich hab schon mal geträumt ich wäre der gestiefelte Kater!“
„Nee danke“, wehrte Ali ab. Er klopfte auf seine Tasche. „Da träum ich lieber von Lara Croft!“ und grinste frech. Peterchen verstand seine frivole Anspielung, doch er spielte den Dummen.
„Du wärest lieber eine Frau, als ’ne Katze!“
Ali empörte sich:
„Also bitte!“

Peterchen wollte noch was erwidern, aber er sah sein Wohnblock und rief:
„Da sind wir schon.“ Sein Freund wusste darauf nichts zu antworten. Sie standen wortverlegen vor der Haustüre. Es fiel ihnen nichts mehr ein, worüber sie noch hätten reden können. Peterchen brach das Schweigen: „Was jetzt?“
„Lass uns doch morgen um vierzehn Uhr am Fussballplatz treffen“, machte Ali einen Vorschlag.
„Dort, wo die Grossen immer spielen?“
„Jepp!“

Es war eine Gute Idee. Keiner der beiden hatte was daran auszusetzen. So blieb es dabei und Ali verabschiedete sich.
Peterchen schloss die Haupttüre auf. Als er reinging, schrie ihm Ali hinterher:
"Vergiss nicht, Moruk! Um zwei Uhr am Fussballplatz unten!"
Peterchen nickte stumm, drückte die Türe auf und ging in die Treppenflur des Hausblocks.
„Komm ja nicht zu spät!!“ hörte er Ali noch brüllen und musste dabei Grinsen.
„Wir werden ja sehen, wer zu spät kommt“, murmelte er, nahm zwei Treppenstufen auf einmal und sein Schulranzen rasselte an seinem Rücken.
Er drückte die zwei Bücher unter seinem Arm fesst an sich.

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