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Mittwoch, 30. September 2009

Kapitel 10_ Der Kreislauf

"Jetzt ist es soweit!", gestand sich Peterchen und beäugte die zwei Männer, die ihn, an beiden Armen gepackt, voranzogen :
"Wo bringt ihr mich jetzt hin?" fragte er
"Zum Kreislauf!" antworteten diese zu seiner grössten Verwunderung.
"Zum Kreislauf?", echote Peterchen. Heisst das Schafott neuerdings Kreislauf!? wunderte er sich und wagte zu fragen:
"Was ist ein Kreislauf?"
"Das ist ein Ort wo Läufer um den Kreis laufen" antworteten die Wächter, wider seiner Erwartungen.
"Und was soll ich da?" fragte Peterchen gespannt und ängstlich zugleich.
"Auf einen Knopf drücken."
"Warum denn dass?"
"Damit du dafür einen Gold-Dukaten bekommst?"
"Was soll ich!?"
Peterchens Verwunderung wuchs immer mehr. Einen Golddukaten bekommen? War das vielleicht ein anderes Wort für Stromschläge? Hier war ja alles möglich. Sie sagten was anderes, als was er dachte. Um sich zu vergewissern, ob sie beide das selbe meinten, fragte er die Wächter nochmal:
"Ich bekommen wirklich einen Golddukaten, einen echten?"

"Ja, wenn du auf diesen Knopf hier drückst." sagten sie und stellten ihn hinter ein Podest mit einem Knopf. "Sieht aus wie ein Buzzer bei den Quizshows" dachte Peterchen, und stellte sich dahinter, als würde er Fragen beantworten, doch er fragte wie ein Richter hinterm Pult.
"Was ist, wenn ich auf den Knopf drücke?".
"Dann bekommst du einen Golddukaten."
"Warum?"
"Weil du auf den Knopf gedrückt hast."
"Weshalb."
"Weshalb was?"
"Weshalb muss ich auf den Knopf drücken."
"Damit du einen Golddukaten bekommst."
Mit denen kann man nicht vernünftig reden, dachte sich Peterchen und wiederholte um sicherzugehen:
"Ich muss also nur auf diesen Knopf drücken, das ist alles?"
"Ja."
"Und dann bekomme ich einen Goldtaler." .
"Ja", sagten sie und verschwanden.

Da kamen schon die Läufer angelaufen. In einem Umkreis von hundert Metern liefen sie um ihn herum. Dicht an dicht, dass sie sich dabei andauernd auf die Füsse traten.
"Hier nimm das?"
Peterchen fuhr erschrocken zusammen. Als er sich umdrehte, sah er einen der Wachmänner, der ihm einen Stiefel reichte.
"Wieso? Was soll ich denn mit einem Stiefel. Bin ich der einbeinige gestiefelte Kater?"
"Nein." rief er und war weg.
"Und, was soll ich damit?" rief ihm Peterchen hinterher.
"Damit du deine Goldtaler reintun kannst." schrie er zurück und als er wieder da war fragte Peterchen:
"Wieso das?"
"Immer wenn du drückst bekommst du einen Taler. So hast du was, wo du die Taler sammeln kannst."
"Was? Sie sagen, ich kann so oft drücken, bis ich den Stiefel voll hab?"
"Ja, sicher..." sagte er und war schon wieder weg.
"Nun, wenn das alles ist, was ich machen muss", dachte sich Peterchen und freute sich, dass er doch glimpflich davon gekommen war.
„Na dann drücke ich eben mal auf den Knopf!" und kaum drückte er auf den Knopf, da hörte er plötzlich ein lautes >Raaatsch!< und gleich darauf ein dumpfes >Rumps!< Dann rollte ihm ein Kohlkopf zu den Füssen.

"War das alles?" fragte er den zweiten Wachmann, der angelaufen kam und hinter sich noch eine Herde von anderen Läufern brachte: "Ja" rief er im Vorbeilaufen und stellten einen Esel, der neben ihnen hertrabte, neben den Stiefel. "Und was war das für ein Geräusch?"
"Ach, nichts!", rief der Wachmann und war weg.
Der Esel blieb stehen, schnupperte am Kohlkopf und machte sich daran es zu fressen, dann drehte er sich um, hob seinen Schwanz hoch und Schrieee ganz laut: "Iiiaaaah, iiaaaah!" als würde er Schmerzen haben. Da kam aus seinem Hintern ein Goltaler und plumste in den Stiefel. >Plums!<
Peterchen starrte den Esel verwundert an, kratzte sich am Kopf und drückte dann auf den Knopf.
Und wieder: ein >Raaatsch!< und gleich darauf ein dumpfes >Rumps!< und wieder rollte ein Kohlkopf, den der Esel frass. Als, würde der Kohl ihm Bauchschmerzen bereiten, fing er wie am Spiess zu brüllen an: "Iiiaaaah, iiaaaah, iiiiiiiaaaaaaahh!" und aus seinem Hintern plumste ein Goltaler in den Stiefel und: >Plums!<
Peterchen drückte nochmal. Und wieder dieses >Raaatsch!< und gleich darauf dasselbe dumpfes >Rumps!< Und wieder, Kohlkopf--fressen: "Iiiaaaah, iiaaaah!", der Goldtaler in den Stiefel und: >Plums!<
Peterchen drückte:
Ein >Raaatsch!< und ein >Rumps!<, Kohlkopf rollen, fressen, >Iiiiaaaah, iiaaah!< und >Plums!<,
Drücken: >Raaatsch!< >Rumps!<, >Iiiiaaaah, iiaaah!<, >Plums!<.
Das Gerumple, Geplärr und Geplumse ging zehn Minuten so. Peterchen drückte auf den Knopf, es rumpste, ratschte, die Läufer liefen um ihn herum, der Esel schrie und der Stiefel füllte sich. Da bemerkte Peterchen plötzlich, dass die Läufer jetzt viel weniger waren. Sie waren nicht mehr so dicht und traten sich nicht auf die Füsse. Er fragte einen der Läufer:
"Duu? Duuhuuuu!". Doch keiner blieb stehen, alle liefen sie, als würde hinter ihnen ein Bullterrier laufen. So lief er mit und fragte einen im Laufen: "Duuhuu!"
"Hör auf zu laufen." schnauzte ihn der Läufer an.
Verdutzt blieb Peterchen stehen. Als der an ihm vorbei lief, fragte er: "Wieso soll ich denn nicht laufen?"
"Weil dir dann dasselbe geschieht wie uns."
"Ja, was denn?" fragte Peterchen.
"Wenn du einmal angefangen hast zu laufen..." sagte der Läufer hinter ihm.
"dann darfst du nie aufhören." sagte ein anderer Läufer und der hinter ihm redete weiter:
"und wenn du aufhörst..."
Jetzt schrien sie alle gleichzeitig:
"Dann hackt dir die Herz-Königin den Kopf ab."
"Aber ich habe hier noch nie einen Henker gesehen. Nie hat die Königin einen geköpf." sagte Peterchen.
"Was, denkst du denn, was du hier die ganze Zeit machst." kam es aus dem Kreislauf.
"Ja, das läuft so, bei uns."
"Und wer nicht im Kreis läuft, der wird dann geköpft."
"Und ich dachte, dass die Läufer nach Hause gegangen sind, weil sie nicht mehr konnten." sagte Peterchen.
"Von wegen... Hackebeil!" riefen ihm die Läufer zu.
"Ja. >Ratsch!< und Kopf ab." sagte einer und machte die Handbewegung.
"Dann, >Plums!< fällt der Kopf auf den Boden, verwandelt sich ein ein Kohlkopf und rollt zu dem Esel."
"Der frisst den Kohl und verwandelt ihn in einen Goldtaler."
"Dann ist der Stiefel voll mit den Köpfen, von geköpften Läufern." fragte Peterchen und drückte auf den Knopf. Ein >Raaatsch!< und ein >Rumps!<, der Kohlkopf rollte zu seinen Füssen, der Esel frass, brüllte >Iiiiaaaah, iiaaah!< und drückte den Goldtaler raus: >Plums!< fiel er in den Stiefel.
"Und was, wenn ich nicht mehr drücke?"
"Dann bist du ein Weg-läufer."
"Ja und?"
"Dann kommst du in den Kreislauf, in den alle Weg-Läufer kommen."
"Und wohin?" fragte Peterchen.
"Na hierher."
"Aber ich bin doch hier!"
"Nicht, wenn die Wachen dich abholen."
Peterchen hörte ihnen zu und drückte während dessen fleissig auf den Knopf.
>Rrrrrriiitsccchhh!<
"Die holen dich, ab..." fingen die Läufer zu reden an.
>Rrrrruuuumps!<
"...und ziehen dir die Laufschuhe an."
Kohlkopf rollt an. Esel frisst.
"Dann bist du ein Läufer."
>Iiiiiiiaaaaaah, iaaaah!<
"Sie bringen dich hierher und du musst im Kreis laufen."
>Plumps!<
"Und wenn du nicht mehr kannst, bringen sie dich zum Hackebeil, und du wartest, bis einer auf den Knopf drückt.
>Rrrrrriiiiiitscccchh!<
"Und alles ist dann aus..."
>Rrrrrumps!<
"...oder es beginnt von Neuem. Wie man's nimmt."
>Iiiiiaaaaah, iiiiiaaaaah, iiiiiiiiiiaaaaaaaaaaah<
"Aber ich kann nicht mehr, mein Finger tut mir schon weh."
>Plums!<
Plötzlich schrien,die Läufer aus einem Munde:
"Waaaachen, Waaaachen! Auf! Ein Weg-Läufer!"
"Hey, ich laufe ja gar nicht." sagte Peterchen
"Ja, wenn du aber nicht mehr weiterdrücken willst, weil dir der Finger weh tut, dann bist du ein Weg-Läufer." sagten sie und schrieen,
"Waaaachen, Waaachen, AUF! auf! Waaaachen! Da ist ein Weg-Läufer, fangt ihn. Auf! Waaachen."
Und Peterchen, spürte wie durch seinen Körper ein Schütteln ging.
Peterchen zitterte nicht aus Angst. Sein Körper schüttelte sich auch nicht aus Furcht. Nein, Bange hatte Peterchen wirklich nicht. Vielleicht waren es seine Füsse, die weglaufen wollten, und weil er noch an der Stelle stand, rüttelte und schüttelte sich sein Körper und er hörte die Läufer schreien.
"Waaaachen, Waaachen, AUF! auf! Waaaachen! Auf! Waaachen! Aaauf!"

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