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Mittwoch, 30. September 2009

Kapitel 12_Peterchen der Märchenerzähler

"Na ihr zwei. Was habt ihr denn für heute Abend ausgeheckt", fragte die Mutter, als sie die Tassen abstellte.
"Ach nichts, ich wollte Ali ein Märchen erzählen." sagte Peterchen.
"Den, vom gestiefelten Kater?" fragte die Mutter.
"Nein, den von >paamaksiz Ahmet<."
"Den, von wem?" fragte die Mutter verdutzt.
"Den vom >Fingerlosen Ahmet<. Ist ein türkisches Märchen."
"Wieso, erzählst DUdas Ali? Sollte nicht er, dir das Märchen erzählen."
"Ich kenne keine türkischen Märchen." sagte Ali.
"Wirklich nicht?" fragte die Mutter.
"Nee. Aber den >gestiefelten Kater<, den kenn ich schon. Find ich aber ganz doof. Ist gar nicht spannend."
"Was findest du denn spannend?" fragte die Mutter interessiert.
">Das tapfere Schneiderlein.< Da passiert so viel. Er fängt ein Einhorn, jagt ein Wildschwein und besiegt Riesen. Die sind hundert mal so gross wie er."
"Ach die Riesen." wand Peterchen ein. "Die sind in Wirklichkeit nur ein Kopf grösser als mein Papa."
"Wieso in Wirklichkeit?", fragte die Mutter.
"Weil er von ihnen geträumt hat", warf Ali ein.
"Nein, ich habe sie in echt gesehen. Und sie waren so stark wie ein Boxer und so lang wie ein Basketballspieler."
"So lank wie Dirk Nowitzki?"
"JA!"
"Ja, dann war er gar kein Riese", wandt Ali ein.
"War er doch! Basketballspieler sind doch riesig."
"Ja,sie sind riesig, aber keine Riesen", insistierte Ali.
"Für mich sind sie jetzt Riesen", sagte Peterchen.
"So Peterchen, ich muss in die Küche. Wie spannend das hier auch sein mag, sonst kocht mir der Topf über... ihr ruft, wenn ihr was braucht. Ja? Viel Spass ihr zwei!", sagte die Mutter und ging.

"Ach, das wird ganz doof. Lass uns draussen spielen gehen. Oder wir gehen zu mir und spielen Tomb Raider."
"Nee, später. Ich will dir das Märchen erzählen."
"Aber danach spielen wir Tomb Raider, okey?"
"Okey. Sitz jetz still und leih mir dein Ohr."
"Was willst du mit meinem Ohr?", fragte Ali.
"Ach das sagt man so. Und sei jetzt still und hör mir gut zu."
"Ja, ja, ich hör ja schon."
Und Peterchen fing an:

"Es war einmal, es war keinmal. Gottes Geschöpfe gab es viele an der Zahl. In einer Zeit, die längst vorbei, war es nicht gern gesehen, dass man viel ass und viel quasselte, weshalb ich mich heute kurz fasse. Ohne Geplapper und Geklapper, ohne Gefasel und Geschwafel,..."

"Was schwafelst du denn da? Dann fass dich eben kurz", nörgelte Ali. "Wann beginnt das Märchen denn endlich?"
"Halt's Maul, und hör mir zu!", schnauzte Peterchen ihn an, und erzählte weiter:

"Ich will dir erzählen eine Geschicht, Geflunker gibt es darin nicht. Schiefes ist schief und Krummes ist krumm, hör mir zu und sei nicht dumm. Hör mit dem Herzen, spitz die Ohren, mein Märchen ist der Wahrheit entsprungen. Nichts davon ist erlogen und kein Wort darin ist wahr.

"Das geht doch gar nicht! Wenn nichts darin gelogen ist, dann ist darin alles wahr", maulte Ali.
"Ach Ali, sei still und hör zu. Also weiter im Text."
"Was für ein Text. Du liest ja gar nicht."
"Nein, aber ich versuche hier ein Märchen zu erzählen, sei still und hör zu. Aaalso, wo war ich. So jetzt:

Denn in Vorzeiten war das Leben anders, da schneiderten Flöhe Kleider und Kamele feilschten auf den Märkten, Bauern siebten und harkten mit den Händen. In dieser Zeit, als Flöhe Schneider und Kamele Marketender waren, da lebte einst ein..."

"Das geht doch gar nicht das Flöhe Schneider sind", mischte sich Ali wieder ein: "Und was ist überhaupt ein Marketender."
"Ach, Ali, quassel doch nicht immer rein und hör mir zu", jammerte Peterchen.
"Du laberst einen Scheiss, kannst du nicht normal erzählen", sagte Ali.
"Es ist doch ein Märchen und es soll auch wie einer klingen", meinte Peterchen.
"Aber, Märchen klingen ja gar nicht so", erwiderte Ali.
"Ja, Deutsche. Das ist ja ein Türkisches", konterte Peterchen.
"Das gefällt mir aber nicht so. Erzähl halt ganz normal was passiert."
"Man, das macht mit dir überhaupt keinen Spass."
"Ja, und du nervst."
"Ich neve!? Du nervst! Hör doch zehn Minuten zu. Es ist total spannend."
"Okey, aber nur zehn Minuten, wenn es mir nicht gefällt, spielen wir Tomb Raider."
"Okey, abgemacht. Jetzt hör mal zu."
"Ja, fang aber nicht mit dem selben Scheiss an!"
"Okey..." Peterchen überlegte kurz, wie er anfangen sollte, dann begann er:

"Also, es war vor langer, langer Zeit, ich weiss nicht mehr wieviel Monde seither vergangen, da war der Padischah, einfach gekränkt und befahl deshalb, dass man seinem Sohn den Kopf abhackt..."
"Wieso war er gekränkt?" mischte sich Ali ein.
"Keine Ahnung."
"Aber er muss doch einen Grund haben, den Kopf von seinem Sohn abzuhacken."
"Er war einfach so gekränkt, hab ich doch gesagt."
"Ja, aber deshalb köpft man doch Leute nicht."
"In Alice in Wunderland, schreit die Herz-Königin auch andauernd: Hackt ihm den Kopf ab, hackt ihm den Kopf ab..."
"Stimmt." sagte Ali, und das schien ihn zu überzeugen. "Ja, erzähl dann weiter."

"Also er liess ihn nicht köpfen, sondern auf den Rat des Wesirs, wies er ihn aus dem Land. So ging der Prinz weg in ein anderes Land und fand auf dem Weg ein Stein der leuchtete... Nein, hör einfach zu. Er leuchtete einfach. Und den Stein stellte er nachts in sein Zimmer. Weil der König in der anderen Stadt verboten hatte nachts Licht zu machen, holte man ihn ab, weil in seinem Zimmer Licht brannte und der König fragte ihn: Wieso brennt in deinem Zimmer Licht. Ich habe verboten, nachts Licht anzuzünden. Und er sagte: Ich habe gar nicht Licht gemacht, es ist mein Stein, der leuchtet..."

"Meeensch, das ist langweilig. Okey, dann hat er eben Licht gemacht. Und der König köpft ihn halt dafür"
"Nein, das tut er nicht!! Er wünscht sich einen sackvoll Diamanten."
"Oh, wie schlimm! Eine brutale Strafe. Erzähl mir das Märchen doch ein andermal, wenn ich nicht schlafen kann", sagte Ali.
"Wieso denn das?", fragte Peterchen.
"Na, weil ich jetzt gleich einpenne. So langweilig ist der" und Peterchen gab auf.
Vielleicht war das Märchen doch nicht so spannend, wie er es anfangs gedacht hatte. Vielleicht lag es daran, weil er es geträumt hatte. Deshalb wirkte es wohl so lebendig.
Vielleicht lag es auch daran, wie toll Ahmet seine Lebensgeschichte erzählt hatte.
"Wenn ich nur so toll Märchen erzählen könnte wie mein Papa." dachte Peterchen "Dann hätte ich ihn dazu gebracht, still dazusitzen und mir zu zuhören. Mein Papa, hätte Ali sicher dazu gebracht mit offenen Augen und Ohren dazusitzen und zuzuhören. Er hätte nicht mal gemerkt, wie ihm der Sabber am Kinn runterläuft." Aber jetzt nahm Peterchen seine Jacke. Ali war schon vorgelaufen. Er konnte kaum abwarten Tomb Raider zu spielen. Er rief:
"Komm, schon,wo bleibst du?"
"Jaa, ich komm ja schon", erwiderte Peterchen und als sie die Treppen runterliefen, rief er:
"Ali!"
"Ja?", sagte der.
"Was hälst du davon, wenn wir Schwimmen gehen?"
"Waaas, du wilst schwimmen."
"Ja, die Sonne scheint so schön."
"Du und schwimmen! Spinn ich?"
"Ja und? was ist dabei?"
"Aber ich dachte du haaasst Schwimmen. Gestern hast du dich sogar vor dem Schwimmunterricht gedrückt!", brüllte Ali.
"Ja, das war gestern. Und heute ist heute", sagte Peterchen und Ali schüttelte seinen Kopf
"Du bist heute wirklich merkwürdig drauf", sagte er, gab Peter einen Klaps auf seinen Hinderkopf. Peter drückte ihm seinen Ellenbogen in den Bauch und zog ihm eine Grimasse. Ali hingegen versetzt Peterchen eien leichten Stoss in die Rippe und blickte ihn finster an. Peterchen wusste, dass Ali es nur spielte, deshalb pöbelte er ihn an. Ali spran auf ihn. Sie rangen und rauften. Plötzlich kicherte Ali: "Heeey! das ist unfair. Lass das!" Jetzt kicherte Peterchen auch: "Hör du doch auf."
"Nein du!"
"Nein, du!"
"Du hast angefangen."
"Hör auf zu kitzeln", schrie Peterchen.
"Du hörst zuerst auf", brüllte Ali kichernd.
Sie rangelten wieder. Ali zerzauste Peterchen die Haare, und dieser drückte ihm seinen Ellenbogen in den Bauch. Sie rangen noch kurz und mit einem Gelächter sprangen sie raus ins Freie.

"Nun?", fragte Ali. "Gehen wir schwimmen?" Peterchen nickte.
"Aber meine Schwimmsachen sind nass," meinte Ali.
"Meine auch!", erwiderte Peterchen.
"Warum denn das?", fragte Ali.
"Ach, das ist ne lange Geschichte", antwortete Peterchen.
"Bitte keine Geschichten mehr", maulte Ali.
"OK. Dann machen wir hier Schluss", meinte Peterchen.

"Duhu, wir können aber trotzdem schwimmen gehen", sagte Ali.
"Warum denn das. Die Sachen sind doch nass."
"Ist doch egal. Werden wir nicht sowieso nass."
"Ja, da hast du recht." Peterchen lachte.
"Ach, du willst doch nicht schwimmen gehen?", meinte Ali.
Peterchen schaute auf den Boden, dann rauf zu Alis Haus.
"Und? Gehen wir jetzt schwimmen?", fragte Ali, denn sie standen jetzt vor seiner Haustüre.
Peterchen schwieg. Sie blickten sich eine zeitlang stumm an, dann sagte Peterchen.
"Duhu, Ali!"
"Ja", ewiderte der.
"Lass uns doch Tomb Raider spielen gehen", meinte Peterchen.
"OK" nuschelte Ali. Dann grinste er:
"Wer zuerst oben ist! DER FÄNGT ZUERST!" schreiend rannte er die Treppe hoch.
"Das ist unfair" brüllte Peterchen ihm hinterher, und nahm zwei Stufen gleichzeitig.



Das ist das ENDE der Geschicht,
mehr zu erzählen, gibt es nicht.

Oder doch?
Abwarten und Tee trinken.
Am besten einen Cay, einen dunklen und lang gezogenen.

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